Best of… Juli 2007

Klar, es ist schon eine Weile her – aber es war doch mal im Gespräch, dass man Booker T. eine Art „Papa Shango“ Gimmick geben wollte. Mit dem geheimnisvollen braunen Säckchen fing es damals schon an, aber nach der grausigen Fehde gegen den Boogeyman baute man diese Gesinnung irgendwie doch nicht weiter aus und machte Booker T. auf kurz oder lang zu „King Booker“. Viele mögen diese Entscheidung, mich inbegriffen. Doch diese ganze Voodoo-Sache geht mir einfach nicht aus dem Kopf. Meine Theorie: Zwar hat man das Gimmick bei Booker verworfen und ihn zum König gethront, aber dieses kleine braune Zauber-Säckchen musste er niemals zurück in die Requisitenabteilung geben, wo es vermutlich neben Moppy und Mark Henry’s Handgeburt verrottet wäre. Nein, Booker hat das Säckchen behalten und es zu einem teuflischen Plan missbraucht: Nachdem er nach fünf Jahren erstmals wieder das große Gold erringen durfte, sagte er sich „Nach mir soll keiner mit dem Golde glücklich sein. Ich bin mehr als nur ein Übergangschampion – und hiermit belege ich den World Heavyweight Title mit einem dunklen Fluch.“. Er streute den Inhalt des kleinen braunen Säckchens über den Gürtel, grinste voller Ehrfurcht, setzte sich seine Krone auf und warf die Robe um – und absolvierte seinen Einmarsch zum Titelkampf bei der Survivor Series gegen Batista. Der Rest… ist Geschichte.

Der Juli ist auch Geschichte und erweiterte auch die einleitende Geschichte um ein weiteres Kapitel. Ende Juni wurde bei World Wrestling Entertainment auf eine Art und Weise wie sie tragischer und schockierender kaum sein konnte der „Reset“-Knopf gedrückt. Vince McMahon nennt es „Healing Process“, ein Regisseur nennt es „Zurück auf Anfang“, ein Lehrer nennt es „Und… nochmal“ und ich nenne es: Seht selbst – Best of Juli 2007.


Beste Storylines und Fehden
1. Bobby Lashley v. John Cena
2. Dusty Rhodes v. Randy Orton
3. Great Khali – World Heavyweight Champion

Die Draft Lottery stand am Tage ihrer Durchführung bedauerlicher Weise noch komplett im Schatten der “Mr. McMahon Appreciation Night“ und bekam nicht die Aufmerksamkeit, die sie eigentlich verdient hätte. Dass ein Draft nie letztlich jeden Fan zufriedenstellen kann dürfte ebenso klar sein wie die Tatsache, dass nicht nur Storylines Argument für eventuelle Wechsel sein können, sondern auch persönliche Belange, Backstage-Politik oder Willkür. Schockmoment Nummer 1 war für mich der Draft des amtierenden ECW Champions Bobby Lashley zu RAW. Gerade hatte er seine Storyline mit Umaga erfolgreich beenden können und ich freute mich endlich, den großartig aufgebauten ECW Champ in seinem Roster antreten zu sehen, da wird er mir nichts dir nichts getradet. Es war einfach schwer vorstellbar für  mich, dass man sein mühsam erreichtes Standing im roten Brand zwischen der versammelten Starpower beibehalten konnte. Aber – ja, man tat es. Nicht nur, dass man Bobby beim Vengeance-Main-Event stärker darstellte als alle vier Gegner, er gewann auch im Anschluss die Beat the Clock Challenge, um John Cena 1-on-1 beim Great American Bash herauszufordern. Face gegen Face, aber auch keiner so richtig doll wirklich. Gemische Fanreaktionen bei den Einmärschen beider Kontrahenten – eine Stimmung die sich durch’s ganze Match zog. Die gesamte Fehde und letztlich auch das abschließende Match lebten von einer ganz wichtigen Tatsache: Die Option eines Titelverlustes für John Cena erschien absolut im Bereich des Möglichen zu sein. Und das will schon was heißen. Am Ende, warf Cena Lashley vom Top Rope und gewann den Kampf, aber weder dem Champ noch seinem Herausforderer schadete dieses Programm. John Cena kann sich nun in die langersehnte Fehde mit Randy Orton begeben und Bobby Lashley, tja, Bobby Lashley guckt irgendwie blöd in die Röhre. Vielleicht Kennedy? Vielleicht Umaga? Keine Ahnung, Hauptsache er macht nach dem Summerslam Jagd auf Orton.

Was für eine Bomben-Überleitung. Randy Orton hat es wieder einmal geschafft. Von einer Nervensäge, die ich nicht mehr sehen konnte und wollte, arbeitete er sich wieder hoch zu dem Mann, der Cena’s Regentschaft beenden soll und hoffentlich wird. Orton hat wieder die Klasse seiner „Greatness“-Phase erreicht. Das Programm mit Dusty Rhodes war dabei die perfekte Beschäftigungstherapie zur Zeitüberbrückung bis zum Beginn der Cena-Fehde. Das schöne an dieser Zwischenbeschäftigung war allerdings, dass sie so sehr viel besser bebookt war, als die meisten Kick-an-old-man’s-ass-to-call-yourself-a-legend-killer-Storylines. Man hat gleich sechs Fliegen mit einer Klappe geschlagen:
- Randy Orton’s Legend Killer Image wurde ausgebaut.
- Dusty Rhodes hatte einen der beliebten „Legend“-Auftritte.
- Cody Rhodes konnte dem Publikum in einer groß angelegten Storyline vorgestellt werden.
- Man hatte ein vielversprechendes Gimmick-Match auf der GAB-Card.
- Randy Orton war bis zum Titelrun beschäftigt.
- Man konnte beweisen, dass einem die Regeln der eigenen Gimmickmatches bei World Wrestling Entertainment vollkommen schnuppe sind, bzw. dass man keinen Bock hatte für einen sechs-Minuten-Fight die lustigen Bullrope-Lämpchen am Ringpfosten zu installieren.
Unterm Strich hat diese Kurzgeschichte auf jeden Fall unterhalten. Für Cody ist es blöd gelaufen, dass man die Fehde nicht dahingehend ausbaute, dass er gegen Orton fehdet – aber auch hier stehen ja noch alle Möglichkeiten offen, z.B. ein Eingriff ins Summerslam Match oder Ähnliches. Auch wenn ich sowas nicht öfter sehen will, hat mich die aktuelle Legend-Killer-Fehde auf jeden Fall prächtig unterhalten.

Yippie Ya Yeah! Ich fand das sooo unbeschreiblich witzig. Tragisch war zumindest erstmal die Tatsache, dass Edge seinen Gürtel verletzungsbedingt abgeben musste. Dass man am selben Abend einen neuen Champ krönen wollte, dann auch noch über eine 20-Man-Battle-Royal wirkte in meinen Augen auch wenig innovativ – besonders aufgrund der Tatsache, dass keine ganze Woche danach schon ein PPV stattfinden sollte, bei dem man solch ein wichtiges Match viel eher hätte platzieren können. Als dann nur noch Kane, Finlay, Khali und Batista im Ring waren, fing ich an zu schmunzeln. Kane würde man nicht zum Champion machen, das war mir klar, auch wenn er mein Favorit war. Batista wäre dermaßen boring gewesen, dass ich es WWE schon zugetraut hätte – aber irgendwie glaubte ich da nach der so übel verlorenen Fehde gegen Edge auch nicht dran. Blieben noch Finlay und Khali. Finlay hätte gerockt, flog dann aber noch vor Abschluss meines Gedankengangs heraus. Ich sah dann so Khali im Ring stehen, Kane und Batista bearbeiteten unbeholfen sich am Seil und ich musste anfangen zu grinsen. Ein kleiner Schups und der Great Khali war World Heavyweight Champion. Yeah! Diese Tatsache liebe ich. Und auch wenn es sich so anhören sollte, ich spreche hier nicht in Ironie. Khali als Champion macht ihn endlich wieder zum Monster und als solches ist der Great Khali einer der stärksten Charaktere im aktuellen WWE Roster. Zudem zwingt man sich durch die Regentschaft des Riesen selber, kreativ im Umgang mit dem Gürtel zu sein. Die Art und Weise, Geschichten mit Khali zu erzählen ist sehr begrenzt – auch die Durchführung der Matches erfordert eine große Portion  an Kreativität um ihn als Champion glaubhaft zu bewahren. Die Matches mit dem neuen Champ sind herrlich Old School und sicherlich nicht vergleichbar mit Kämpfen von Edge oder Rey Mysterio – aber mich unterhält der Riese verdammt nochmal und von einer Fehde mit ihm um den World Heavyweight Title kann ausnahmslos jeder Face-Herausforderer nur profitieren.


Schlechteste Storylines und Fehden
1. Edge v. Kane
2. Kennedy-Comeback
3. Santino Marella v. Umaga

Es gibt wenig Charaktere in den Reihen von World Wrestling Entertainment die ich so stark verehre wie Edge und Kane. Klar, ein paar andere gibt’s auch noch, aber die beiden gehören definitiv auch dazu. Von daher sollte es für mich eigentlich eine Offenbarung sein, dass Edge der World Heavyweight Champion war und Kane der Herausforderer. Für beide sollte es ein lang verdienter und vor Allem lang überfälliger Main Event Run sein. Bei Edge dauerte dieser schon eine Weile an, für Kane war es ganz frisch. Umso enttäuschter war ich dann von der lieblosen Umsetzung dieser „Fehde“. Kane war vom Standing her weit davon entfernt, Herausforderer auf den World Title zu sein. Bei einem PPV ist er auf dem Poster, tritt aber nicht einmal auf, bei einem anderen PPV verliert er in einem Bearhug gegen Mark Henry. Kane war halt einfach neben Batista der einzige verfügbare Face, der mal im Main Event stand und relativ schnell wieder dorthin gepusht werden konnte. Kane unterbricht also einfach ein Segment des Rated R Superstar und war damit der Herausforderer Nummer 1. Bei der Marti Gras Celebration vom Champion versteckte sich die Big Red Machine im Kostüm einer Königin, oder war’s der König? Ich weiß es nicht mehr, aber ich fand’s auch irgendwie belanglos. Was hätte man zwischen den beiden Tolles aufbauen können… So wirkte die ganze Geschichte lieblos dahin geschrieben und wurde keinem der beiden Kontrahenten gerecht. Edge’s Verletzung verhinderte, dass Kane eine weitere schmerzliche Niederlage bei einem Pay-Per-View einstecken musste. Also: Baut Kane auf, langsam und bedacht. Macht einen Psycho aus ihm, von mir aus ruhig als Face. Das Publikum wird’s lieben – und dann kann er derjenige sein, der sich den Gürtel vom Great Khali holt, quasi als Rache für die WM23-Niederlage. Nach Edge‘s Comeback bietet sich den Bookern dann die Chance auf Wiedergutmachung und man kann die Fehde neu und dieses Mal vernünftig starten.

Die Frage die sich stellt ist allerdings, wieso man plötzlich keine Gegner mehr für Edge hatte und man zu so einem spontanen Ausweichplan greifen musste? Waren da nicht irgendwelche Männer, mit denen er ein Programm glaubhaft hätte anfangen können? Da war dieser Pechvogel, dem Edge den Money-in-the-Bank-Koffer abgenommen hat, weil er angeblich verletzt war. So vom Typ her hätten die beiden doch schon recht gut zusammengepasst und ohne zu euphorisch zu wirken: Diese Fehde wäre verdammt nochmal eine Offenbarung all dessen gewesen, für was dieser Sport steht. Diese Fehde hätte mehr gerockt als AC/DC, wäre heißer gewesen als Shakira und verdammt nochmal unterhaltsamer als der Simpsons-Film. Warum also, warum um Gottes Willen hat man es nicht durchgezogen???
Ach ja, weil Kennedy ja nach RAW getradet wurde. Wo er in der selben Woche des Fehdenstarts zwischen Edge und Kane in acht Sekunden gegen Super Crazy verlor. Muss ich das noch weiter ausschmücken? Muss ich tatsächlich noch weitere Argumente finden und aufführen, warum der Kennedy-Run bei RAW einfach nicht das ist, wofür der Wrestlinggott Mr. Kennedy geschaffen hat. Muss ich? Braucht ihr tatsächlich noch weitere Gründe, warum Kennedy bei Smackdown im Main Event besser aufgehoben gewesen wäre als in der Midcard von RAW? Buuaaaah…

Es hat echt unheimlich Spaß gemacht, den toll umgesetzten Titelgewinn von Santino Marella in Italien zu beobachten. Mutiges Booking, überraschendes Booking. Im Anschluss hatte man so viel mit Santino vor. Ein Giant Killer sollte er werden, sowas wie ein moderner Spike Dudley. Erstes Opfer des Riesentöters wurde Chris Masters. Okay, nicht sooo riesig, aber aus der Perspektive von Santino schon wesentlich größer als er selber. Einroller, Small Packages, Inside Cradles, Schoolboys – das ganze Programm wurde in den House Shows, Dark Matches und sogar mal bei RAW abespult. Irgendwie interessierte das das Publikum aber gar nicht. Nach seinem Programm mit Lashley hatte Umaga dann endlich Zeit, sich um die Marella-Affäre zu kümmern und Rache für die Demütigung aus Italien zu nehmen. Umaga, einer der glaubhaftesten und beim Publikum verhasstesten Heels trat also bei Vengeance gegen den lieben netten Santino Marella an. Umaga wurde disqualifiziert, verpasste  seinem Gegner aber trotzdem den Samoan Spike und was mache das Publikum anstatt seinen kleinen Helden zu bejubeln? Es schrie in Richtung Umaga: „One more time! One more time!“ Spätestens jetzt hatten  die Booker dann wohl auch eingesehen, dass das Santino Marella Gimmick wohl rigendwie gefloppt ist. Umaga zerstörte den Champ im darauffolgenden RAW und noch einmal in der Folgewoche. Alles ist nun also wieder beim Alten. Umaga ist Intercontinental Champion und fehdet gegen Jeff Hardy, Bobby Lashley tritt bei RAW an, Vince McMahon hat Haare auf dem Kopf und kein Mensch redet von Santino Marella.

Ganz klare Abzüge muss man RAW für die Vernachlässigung des Intercontinental Titles geben. Smackdown hingegen bringt erst eine Boring-Fehde um seinen größten Gürtel, überrascht dann aber wiederum mit einem neuen Champion. Die Midcard und die schöne Lashley-Cena fehde verhelfen RAW schließlich auf Platz 1, Smackdown folgt. Uh, die ECW hab ich ja vollkommen vergessen. Naja, Morrison gegen Punk war gut – aber wenn auf Platz zwei schon Big Daddy V gegen den Boogeyman kommen würde, hat ECW wahrlich keinen Punkt verdient, wenngleich ich die Shows auch immer noch gerne sehe.



Beste Gimmicks
1. John Morrison
2. Matt Hardy
3. King Booker

Bei Vengeance war ja noch nicht wirklich klar, warum Chris Benoit nicht im vermeintlichen Showstealer gegen CM Punk antrat. Umso dämlicher wirkte die Entscheidung, Benoit durch Johnny Nitro zu ersetzen. Burke oder Cor Von wären da wesentlich naheliegender gewesen, aber man brachte Nitro und machte den auch noch zum ECW World Champion. Nichts hasste ich mehr als das Johnny-Nitro-Gimmick und nichts tat mir grundsätzlich mehr weh, als der Wertverlust des ECW Gürtels. Unterm Strich also ne harte Nummer für mich – Johnny Nitro als ECW Champion. Zumindest wrestlerisch war die Storyline mit CM Punk vielversprechend und auch in der Post-Benoit-Show bewies Nitro in einem sehr gelungenen Match gegen John Cena seine eigentliche Klasse. Dennoch widersprachen der neuerliche Ruhm und seine Fähigkeiten im Ring zu unterhalten diesem blöden Hollywood-Gimmick, das gepaart mit seinem Pubertät-Charme dämlicher kaum wirken konnte. Nunja, es kam die Nacht der Pressekonferenz, bei der Johnny Nitro Geschichte wurde und John Hennigan seinen bürgerlichen Namen John Morrison annahm. Neue Frisur, neues Auftreten – und auf einmal passte es. Auf einmal schien Morrison dahin zu passen wo er war. Ein wahrer Geniestreich also. Durch die Popularität von CM Punk kann Morrison nun auch noch eine Weile profitieren – man darf nur nicht vergessen, nebenher einen neuen Face-Gegner für ihn aufzubauen. Dreamer wäre cool, Richards eine Offenbarung. Mal sehen was kommt – auf jeden Fall blicke ich der ECW Zukunft mit seinem neuen Champ an der Spitze voller Euphorie entgegen.

Irgendwann musste der Zeitpunkt einfach kommen, an dem kein Weg mehr an Matt Hardy vorbei führt. Sowohl der World Title als auch der US Title waren in den Händen starker Heels und es herrschte allgemeine Face-Knappheit bei Smackdown. Ric Flair verletzte sich das Ohr und so kam es, dass auf einmal alle Scheinwerfer auf Matt Hardy zeigten. Nicht, dass Edge und Matt keine gemeinsame Vergangenheit gehabt hätte, auf der man hätte aufbauen können, nein. Also lag es nahe: Hardy gegen Porter. Und es macht Spaß, dabei zuzusehen. Das Publikum liebt Matt und macht immer noch die V1-Handzeichen, wenn er die Halle betritt. Matt scheint in seiner Rolle als Gepushter wahrlich aufzugehen, interagiert mit dem Publikum, zeigt neue Aktionen – man merkt ihm momentan einfach an, dass er Spaß bei dem hat, was er im Ring tut. Der Push und die daraus resultierende Fehde mit MVP sind das beste, was Matt Hardy nach der Team-Extreme-Reunion passieren konnte und wenn man jetzt im Hintergrund noch etwas an seinen Mic-Skills oder vielleicht an einer eigenen Catchphrase arbeiten würde, hätte man Matt Hardy bald bereit für die nächste Stufe. Für ihn und seine Karriere wäre das nicht minder wichtig als auch für seine Heimatshow Smackdown, die dringend namhaften Nachwuchs im Main Event benötigt. Starpower ist das Stichwort und Matt Hardy könnte schon bald einer dieser Stars sein.

Dass Booker während der Lottery zu RAW getradet wird war ja schon ein weit verbreitetes Gerücht und überraschte beim großen Draft dann nicht wirklich. Was allerdings überraschte war die Tatsache, dass man ihn in seinem King Booker Gimmick in den roten Brand brachte, quasi genau in der Form, in der er Smackdown kurze Zeit zuvor verletzungsbedingt verlassen hatte. Ob das so gut war? Schließlich hatte man schon sehr viel aus dem King-Gimmick herausgeholt und es war fraglich, ob es noch funktionieren konnte. Gleich zu Beginn seines RAW-Runs steckte man Booker in den Main Event des Vengeance-Pay-Per-Views, bei dem er zwar unauffällig blieb, aber hey – Main Event bleibt Main Event. Es folgten ein paar nette Segmente und ein zweiter Platz bei der Beat-the-Clock-Challenge. Als Booker dann aber nicht für den Great American Bash gesetzt war gab ich mir innerlich recht mit meinen Zweifeln, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis der Stern des Königs auch bei RAW wieder sinken würde. Dann aber trat King Booker überraschend vor Beginn des Main Events beim besagten Great American Bash auf. Zuvor ein Einspieler zur Rückkehr des „King of Kings“ Triple H. Kurz bezog sich Booker darauf und bezeichnete sich als einzig wahren König, dann wandte er sich unter selben Vorwand Jerry Lawler zu. Wo das enden soll ist klar. Und es gefällt mir. Wenngleich Booker auch nicht hervorstach in den letzten Wochen, dann seht diese Platzierung als Prognose an – denn ich bin mir sicher, dass in den nächsten Wochen kaum einer so unterhalten wird wie King Booker.



Schlechteste Gimmicks
1. Die „Wayne“-Drafts
2. Val Venis, verdammt nochmal
3. Cryme Tyme, WGTT, Highlanders, London & Kendrick

Daivari, the Miz, die Major Brothers, Snitzky und Eugene. Das sind nur sechs der unzähligen Charaktere, die mit dem Draft eine neue Rosterheimat gefunden haben. Anders als mit Johnny Nitro oder Viscera hat man bei diesen Männern bisher aber noch absolut nichts aus dem Wechsel gemacht. In der Regel bedeutet doch so ein Trade einen Neuanfang. Aus Viscera wurde Big Daddy V, aus Nitro wurde John Morrison. Und Eugene bleibt Eugene. Da hat man doch die einmalige Chance, großartigen Talenten wie Nick Dinsmore oder Daivari endlich zu verdientem Ruhm zu verhelfen und was tut man? Entweder verjobbt man sie, wie am Beispiel Eugene, man schweigt sie tot, wie am Beispiel Daivari, man zerstört den guten Aufbau im Vorroster, wie am Beispiel der Heat-Degradierung Snitzkys, oder man überlässt sie weiterhin der Belanglosigkeit, wie bei den Major Brother oder the Miz. Natürlich besteht bei krassen Neuanfängen und Gimmickwechseln immer die Gefahr, dass man einen zweiten Kerwin White kreiert. Aber was soll’s? Heute ist Chavo wieder Chavo und interessieren tut das auch nicht viel mehr Menschen als die Fehde zwischen Kerwin White und Shelton Benjamin.

Da stellt sich im selben Atemzug natürlich auch die Frage, ob ich mich immer noch darüber ärgere, dass man Val Venis nicht getradet hat. Zwar hatte er in den letzten Wochen wenigstens ein paar Auftritte bei RAW, aber glänzen konnte er dabei nicht, was wahrlich nicht an Venis liegt. Langsam werde ich müde dabei, ihn in den Himmel zu loben, nach einem Push zu schreien. Auf der einen Seite bemängelt WWE den Abgang vieler Stars, erkennt den Mangel an eigener Starpower. Anstatt die verdienten Namen des eigenen Rosters in den Mittelpunkt zu stellen, versucht man aber lieber C-Promis einzukaufen oder den Tod des Chairmans vorzutäuschen. Da schockiert es auch gar nicht mehr großartig, dass Talente wie Venis, Dinsmore oder Noble kläglich verkümmern, Potential in Form von Conway oder Dupree entlassen wird, man Rob Van Dam ziehen lässt und Hornswoggle zum Cruiserwieght Champion macht. Auch wenn letzteres echt cool gemacht war.

Nächste Rubrik in der Meckerstunde ist die Tag Team Division. Mal wieder. Wo sonst die Kritik darin bestand, dass es keine wirklichen Teams gibt, sieht das zumindest bei RAW heute etwas anders aus. Smackdown hat eigentlich nur seine Champions und die langweiligen Majors. ECW braucht keine Tag Teams, weshalb man hier gar nicht erst zu kritisieren braucht. RAW hingegen hat eine gimmickmäßig und wrestlerisch hervorragend ausgestattete Tag Team Division, wie sie nach diesen Faktoren nie in den vergangenen Jahren besser war – und dennoch lässt man sie vor sich hinvegetieren. Stärker und abwechslungsreicher kann doch eine Tag Team Division kaum sein als momentan bei RAW und trotzdem spielen die Teams eine so dermaßen untergeordnete Rolle in den Shows, dass man sich echt nach den Beweggründen fragt. Vermutlich wird man die niemals erfahren und auch wenn die personelle Stärke mittlerweile vorhanden ist, bleibt einem wohl nichts anderes übrig, als den Stellenwert des Tag Team Wrestling bei WWE zu akzeptieren.

Was die Gimmicks angeht ist derzeit nichts konstanter als die ECW. Hier schafft man es, Matt Striker über lange Zeit interessant zu halten, man macht aus Johnny Nitro einen glaubwürdigen Champion und bindet gar Charisma-Allergiker Viscera glaubhaft in neuem Gewand in  die Shows ein. Zwei Punkte daher an die Extremen, einen an Smackdown und für die arrogante Ignoranz von Talent bei RAW gibt’s die große runde Null.



Wrestler des Monats
1. Bobby Lashley
2. The Great Khali
3. Hornswoggle

Ohne Umwege schaffte Bobby Lashley den Weg in den Main Event. Noch ziemlich genau vor einem Jahr traute man Lashley einen alleinigen Main-Event Spot nicht zu und machte seinen Titelkampf mit King Booker kurzerhand zum Fatal 4 Way. Die Frage, ob Lashley einen rosterübergreifenden Pay Per View tragen kann, stellt sich heute nicht einmal. Der Gewinn des ECW Titles und allem voran die Fehde mit Umaga und den McMahons hat Bobby Lashley fest im Main Event etabliert und einen doch eher unscheinbaren Mann zur Sensation gemacht. An Orton und Booker vorbei wurde Lashley von heute auf morgen der Herausforderer auf Cena’s Gürtel und man schaffte es durch den konsequenten Aufbau des Kolosses gar, den mächtigen John Cena in die Außenseiterposition zu rücken. Bei allen Männern, die Cena schon bezwang, wirkte der Sieg über Lashley bisher mit am wertvollsten. Wenn das zur heutigen Zeit kein Gütesiegel für einen Wrestler ist, dann weiß ich’s auch nicht. Hoffentlich kann man Bobby auf diesem hohen Standard halten, denn dadurch, dass Orton, Umaga und Booker in anderen Fehden verankert sind, bleibt für Bobby eigentlich nur noch Kennedy als möglicher Gegner – und da in der Geschichte zwangsläufig einer der beiden verliert, kann das nicht die beste Option sein.

Ob man ihn mag oder nicht, ob man die Tatsache, dass er World Heavyweight Champion ist akzeptieren kann oder nicht – Tatsache bleibt Tatsache. The Great Khali hat eine der größten Kronen im amerikanischen Wrestling erreicht und ist damit auf dem Papier erfolgreicher als viele große Namen, die heute als „Legenden“ bezeichnet werden. Sicherlich hätten ein Curt Hennig, ein Roddy Piper oder ein Davey Boy Smith eine solche Ehre, World Champion zu sein, aufgrund ihrer In-Ring-Leistungen eher verdient gehabt – aber Wrestling bleibt nun man Wrestling, es bleibt eine Form von Unterhaltung, in der es mehr um Geschichten, Sensationen und Charaktere geht als um den wirklich sportlichen Aspekt. Und genau in dieser Disziplin hat sich der Great Khali in diesem Monat einen Eintrag in die Geschichtsbücher verdient. An sich ist es traurig, dass solch eine Tatsache überhaupt begründet werden muss, aber dennoch habe ich bei der Nennung seiner Person bei den „Wrestlern des Monats“ das Gefühl, mich dafür rechtfertigen zu müssen. Beim Summerslam wird es wohl das ursprünglich für den Bash geplante Aufeinandertreffen zwischen dem Riesen und Batista geben und ich hoffe sehr, dass das Gold in den Händen des Inders verbleibt. Mit ihm lassen sich derzeit einfach mehr Geschichten erzählen, interessantere, spektakulärere Geschichten – tja, und dabei geht’s nun mal im Wrestling.

Cruiserweight Open – da war doch schon irgendwie klar, dass irgendwas passieren würde, was über die bekannten fünf Teilnehmer hinaus gehen würde. Da waren aber vielmehr die Namen von Männern wie Rey Mysterio oder Sean Waltman im Gespräch als ein möglicher Titelgewinn des Little Bastards. Gerade das war dann das Geniale. Was vor einiger Zeit noch als ungeheure Abwertung des Cruiserweight Titles bezeichnet worden wäre, hat beim Great American Bash die Massen begeistert. Nur wenige Tage zuvor strich die Meldung durch’s Internet, dass Jamie Noble nun verantwortlicher Producer für die Cruiserweight Division sei – und irgendwie wird mich mein Gefühl nicht los, dass dies der erste Schritt war, den Noble für nötig erachtete: Der Gürtel musste erstmal weg von Chavo. Jeder andere Titelwechsel wäre zu voreilig und unerklärt gewesen, ein Titelwechsel zu Hornswoggle hingegen war nicht nur überraschend, er sorgt auch für die notwendige Aufmerksamkeit, um der Division zu neuem Ruhm zu verhelfen. Bin gespannt.

Auf dem Papier ist natürlich kein Roster stärker als das des Montag Abends. Kein Weg geht bei der Beurteilung an RAW vorbei. ECW bringt neuen Schwung in seine Shows – Morrison, Richards, Big Daddy V, da wäre es unfair keinen Punkt zu vergeben. Auch Smackdown hat mit seinem neuen World Champ, dem neuen Cruiserweight Champ und dem Aufstieg des Matt Hardy viel zu bieten, weshalb ich sowohl das blaue als auch das extreme Brand mit einem Punkt belohne.



Beste Matches und PPV-Top‘s
1. Umaga v. Jeff Hardy /GAB
2. CM Punk v. Stevie Richards /ECW
3. John Cena v. Bobby Lashley /GAB

Sowohl der Samoan Bulldozer als auch Jeff Hardy haben es einfach drauf. Schon in der Fehde mit den Cowboys hat Hardy bewiesen, dass er besonders mit Gegnern der härteren Gangart wunderbar interagieren kann. Er kann seine Moves verkaufen, aber fast noch besser verkauft er die Aktionen seiner Gegner. Mit Umaga hat Jeff im Single’s Bereich nun die perfekte Ergänzung gefunden. In den zahlreichen Kämpfen mit John Cena oder auch Bobby Lashley konnte Umaga unter Beweis stellen, dass er in Sachen Big Men in einem  Atemzug mit Legenden wie Vader oder Bam Bam Bigelow genannt werden kann – er ist nicht nur Masse, er kann im Ring Geschichten erzählen. Beim Summerslam scheint uns eine Neuauflage des Great American Bash Matches zu erwarten und auch hier besteht die unbedingte Möglichkeit, dass der Kampf zum Showstealer des Abends werden wird.

Es passiert sehr selten, dass ich bei einem scheinbar bedeutungslosen Match bei einer wöchentlichen Show mit vor Erstaunen geöffnetem Mund vor dem Fernsehen sitze. Bei ECW on SciFi vor zwei Wochen ist es passiert. Stevie Richards, seines Zeichens Edeljobber des Rosters, trat an gegen Main Eventer CM Punk und stand einem vermeintlichen weiteren üblen Job bevor. So kam es auch, in etwa, denn Richards verlor den Kampf – bis dahin boten uns beide Kontrahenten jedoch einen Kampf, wie ich ihn seit langer Zeit bei keiner wöchentlichen Show mehr gesehen habe. Dass Punk ein Genie ist, dürfte mittlerweile hinreichend bekannt sein – das Genie des Stevie Richards hatte ich nach seinen letzten Kurzauftritten irgendwie verdrängt, doch in  diesen zehn Minuten hat er es mir vollständig zurückgebracht. Der Sieg in der Folgewoche gegen Kevin Thorn war entweder die Huldigung seiner Leistung im Match gegen CM Punk oder der Beginn von etwas ganz Großem.

Spannung pur. Nichts anderes beschreibt den Main Event des Great American Bash Pay-Per-Views. Nicht nur, dass der Ausgang des Kampfes so offen war wie schon lange nicht mehr in einem Cena-Match, auch die Durchführung und vor Allem der Showdown rechtfertigten den Main Event Status beider Kontrahenten aufs Deutlichste. Von daher ist das abrupte Ende des gemeinsamen Programms sehr bedauerlich, denn gerne hätte ich die zwei erneut im Titelkampf des Summerslams gesehen und Orton im Gegenzug gegen Cody Rhodes. Aber auch so lieferten uns Lashley und Cena nicht nur eine intensive Fehde, sondern auch einen absolut glaubwürdigen und hochspannenden Kampf. Begeisterung.

RAW siegt in Sachen Matches, auch wenn das Singapore Cane und das Bullrope-Match natürlich qualitativ nicht in der obersten Liga mitspielten. Die ECW zeigt in den letzten Wochen, vor Allem auch wrestlerisch, immer besser werdende Shows, weshalb natürlich allen voran unter dem Banner von Stevie Richards der zweite Platz an die Extremisten geht. Smackdown muss sich nun erstmal wieder finden – mit einem unbeweglichen Klotz als World Champion und einem Zwerg als Cruiserweight Champ in Sachen Matchqualität natürlich nicht die einfachste Aufgabe.



Das Überflüssigste zum Schluss
1. Singapore Cane Match… ohne Singapore Cane
2. Jackass
3. Snitzky

Die Ansetzung eines Singapore Cane Matches für den Great American Bash fand ich ja schon ziemlich großartig. Okay, als dann das „…on a Pole“ dazu kam, fing ich bereits an zu zweifeln. Dass dann bei diesem sogenannten Singapore Cane Match aber nicht eine Aktion mit dem Singapore Cane durchgeführt wurde, hab ich Sinn und Zweck doch ein stückweit in Frage gestellt. Sollte sich mir eine Antwort erschließen, werde ich sie selbstverständlich in der nächsten Ausgabe nachreichen.

Prominente sind Fluch und Segen zugleich für das Wrestling-Business. Segen wegen der medialen Aufmerksamkeit, Fluch wegen… dem Rest. Das mit den Jackass-Jungs hingegen hätte echt mal witzig werden können, weil sie sich sicherlich nicht zu schade dafür gewesen wären, auch mal nette Bumps einzustecken. Im Endeffekt sind wir mit einer Neuauflage des Umaga-Hardy Matches aber dann wohl doch besser bedient.

Bei ECW fand ich Snitzky schon ungefähr so überflüssig wie nen Fallschirm auf ner Kreuzfahrt. Als dann der Trade zu RAW kam, ahnte ich Böses in Form eines weiteren Pushs bis hin zu einem Match gegen John Cena. Okay, das blieb aus und Snitzky ist zu seinen Ursprüngen zurückgekehrt – Heat – aber sehen will ich ihn deswegen trotzdem noch nicht. Mir hat der alte „It wasn’t my fault“-Snitzky mit Haaren besser gefallen.



Unterm Strich
1. RAW (6 Punkte)
2. ECW (4 Punkte)
3. Smackdown (3 Punkte)

Man muss den Juli ganz klar mit einem anderen Maß messen, als andere WWE-Monate. Die Benoit-Tragödie hat nicht nur für schlechte Publicity in den weltweiten Medien gesorgt, sie hat auch groß angelegte Zukunftspläne von World Wrestling Entertainment über den Haufen geworfen. Man war von einem Tag auf den anderen gezwungen, ein neues Produkt zu servieren, das skandalfrei bestehen kann, dem medialen Druck standhält und den geschockten Fanstamm trotzdem unterhält und den Schritt zurück zur Normalität erleichtert.

Nach Showpunkten geht der Juli an RAW.

Zumindest was mich angeht, hat World Wrestling Entertainment das geschafft. War ich vor ziemlich genau einem Monat noch dermaßen geschockt, dass es mir sogar schwer fiel mich überhaupt mit dem Thema auseinanderzusetzen, ist heute wieder mehr oder weniger Normalität erreicht, wenngleich das an der Tragik von Chris Benoit’s Tod natürlich nichts ändert.

WWE bot uns in den vergangenen vier Wochen ein spannendes Produkt, überdurchschnittlich viel erstklassiges Wrestling und mehr oder weniger absichtlich herbeigeführte Überraschungen. Der August verspricht mit dem Comeback von Triple H und generell der Zuarbeit zum Summerslam wieder ein spannender Monat zu werden und ich freue mich drauf.

Euch auch viel Spaß dabei, einen tollen Sommermonat August und natürlich wie immer eine gute Zeit wünscht Euch

Ben